Erste Erfahrungen mit der EQ-6

Vor ein paar Tagen war der schon oft zitierte schwitzende und fluchende UPS - Mitarbeiter auch bei mir. Den Grund für seine starke Verdunstung hatte ich schnell herausbekommen, er schleppte zwei Pakete - Inhalt eine EQ-6. Belustigt unterschrieb ich die Empfangsbestätigung. Dann verging auch mir zunächst das Grinsen - ich durfte die beiden Pakete jetzt schleppen. So nun erst einmal auspacken. Zuerst den langen Karton - aha ein Stativ. Oha, ein VA Stativ - schwer und meiner Meinung nach enorm stabil - insbesondere durch die Versteifung in der Mitte.

Zum nächsten Karton. Wow, so groß hatte ich mir das Monster nicht vorgestellt. Also die 18kg anheeeeben und rauf damit auf das Stativ. Voila, es passt. Schnell die Steuerung anschließen und erstmal loslegen. Jetzt noch die Stromversorgung - was soll denn das sein? Aha, es werden mal wieder Batterien benötigt. Nicht mit mir, also schnell eine Kfz-Bordsteckdosenkupplung and den Batteriehalter gelötet und schon passt mein Anschlusskabel.

Erster Akt: Einschalten -sehr schnell dreht sie sich ja nicht (durch das Teleskop geblickt wird diese Aussage schnell relativiert). Alle Geschwindigkeiten ausprobieren 1x, 2x, 8x, 16x. Zur besseren Beobachtung habe ich meinen Laserkolli auf die Montierung geklebt - nun wandert ein roter Punkt an der Wand entlang. Doch was ist das, die 2x nach links funktioniert nicht. Es macht KLACK und dann steht alles still. Mist - die Steuerung ist defekt. eMail an den Verkäufer. Manchmal sind die einfachen Sachen so schwierig - da soll sich ja auch nichts tun - steht die Monti und dreht sich die Erde weiter, dann...... .

Zweiter Akt: Gesehen hatte ich ja eine deutsche Montierung schon mal, aber mehr im Augenwinkel. Weitertüfteln: Im Internet gibt es ja jede Menge Berichte über die EQ-6. Das der Polsucher dunkel ist, wusste ich schon, aber man sieht ja überhaupt nix. Die Dec-Achse steht auf Durchsicht - mal mit ner Lampe reinleuchten - immer noch nix. Wäre die Gegengewichtsstange locker gewesen und rausgefallen, hätte der Betrachter bereits zu diesem Zeitpunkt gemerkt, dass diese tatsächlich raus muss. Nun wurde es heller aber nicht hell genug. Also Steuerung ausbauen, Leitungen anlöten, rote LED mit Vorwiderstand anlöten, knicken und in den Strahlengang des Polsuchers schieben. Erst einmal ankleben, richtig bauen kann man später. Eine schöne Sucherbeleuchtung, die könnte man sogar noch regeln - ist aber glaub ich nicht unbedingt notwendig.

Dritter Akt: Wie stellt man das Ding eigentlich ein. Datumsanzeige, Längenkorrektur, Hauptbahnhof? Doch da gibt es ja genug Anleitungen im Net. Die Seite von Ulrich Teschke sei hier erwähnt, da sie sich ausgiebig mit der EQ-6 befasst. Auf dieser Seite findet man u.a. den Aluring, und einen Nonius, der die Genauigkeit wesentlich erhöht. Und genau auf dieser Seite liegt auch der Hase im Pfeffer. Der Autor schreibt dort von einer fast unbrauchbaren Polsucheinrichtung. Ein zusätzlicher Aluring soll da Abhilfe schaffen. Die Idee ist super und funktioniert perfekt. Also Ringherstellung in Auftrag geben. Doch Moment, wie soll das denn funktionieren? Da hilft nur eines - zerlegen. Ich konnte nun feststellen, dass ich keinen Ring benötige. Ich habe nämlich einen solchen - und wenn alles richtig zusammengebaut wurde, funktioniert es fast. Auf dem schwarzen Drehring und auf dem Gehäuse fehlen die Markierungen. Die sind aber schnell angefertigt - Markierung drucken, laminieren, klares Teppichband drunter, aufkleben- fertig ist die Laube. Sollte dieser Ring sehr schwergängig laufen, ist es meistens nicht notwendig ihn innen zu polieren. Viel besser entfernt man den roten Ring darüber (kleine Madenschrauben lösen) und setzt ihn richtig gerade wieder auf. Keine Angst, der Ring ist reine Makulatur und hat bei dieser EQ Version nichts zu halten.

Und hier wurde eines klar: es gibt eine verbesserte Ausführung der EQ-6. Auf allen Abbildungen die ich im Net fand, war stets die alte Version zu sehen. Aus diesem Grunde werde ich hier demnächst ein paar Bilder posten.

Das Einstellen erfolgt dann einfach so, wie von Ulrich Teschke beschrieben:

  1. Die Längenkorrektur auf die kleine Kerbe im schwarzen Ring stellen.
    Die Längenkorrektur ist die Differenz zwischen Längengrad des Beobachtungsortes und Längengrad der Zeitzone.
    Beispiel:    
    MEZ gilt exakt für 15° östl. Länge
    Rheinberg: ca. 7° östl. Länge (also westlich von MEZ)
    Differenz: 15°-7°= 8°
    Einstellung: 8° W
  2. Die Markierung des polierten Alu-Ringes auf das Datum stellen.
  3. Diese Markierung des Alu-Ringes durch drehen der Polachse unter den Zeiger stellen, so das Zeiger, Markierung und Spiegelbild des Zeigers deckungsgleich sind.
  4. Den Rektaszensions-Teilkreis auf 0 h drehen (nicht die Polachse) und klemmen.
  5. Die Polachse drehen, bis die Uhrzeit (obere Skala) auf der Markierung steht.
  6. Den Polarstern in die Kreismarkierung stellen durch Drehen an den Azimut- und Polhöhen-schrauben.
  7. Abschließend die Azimut- und Polhöhenschrauben kontern und die Zentralschraube unter dem Stativ festziehen, ohne dass der Polarstern die Kreismarkierung wieder verlässt.

Nun kann ich schon guten Gewissens behaupten, das die Monti nun brauchbar ist. Erste Tests ergaben, das die optische Nachführung o.k. ist. Wie das für eine fototaugliche Nachführung aussieht, wird die Zeit zeigen. Ich werde demnächst mal mit der Astrofotografie beginnen. Sollte der Schneckenfehler zu groß sein, gibt es zur Korrektur eine bessere Steuerung. Wer es mag kann sich auch noch schnellere Motoren und eine GOTO Steuerung besorgen.

Sollte die EQ-6 ruckartig laufen und dieser Verhalten nicht abstellbar sein, empfehle ich die Kugellager auszutauschen. Diese sind nicht unbedingt Spitzenqualität. Man sollte sie durch 1A Lager ersetzen. Wie sagt die Werbung immer - man merkt den Unterschied.

Fazit: Für den günstigen Preis bekommt man ein ausgezeichnetes Stativ und eine für meine Begriffe sehr gute Montage, die hohe Lasten tragen kann. Kinderkrankheiten gibt es überall, aber die sind meist mit wenig Aufwand abzustellen.

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